Aneignung von Fremden – auf diesen allgemeinsten Nenner können die Forschungsziele der meisten Geistes- bzw. Kulturwissenschaften gebracht werdebn. Das Fremde kann z.B. geographisch und kulturell fern sein wie in der Ethnologie, es kann fern sein innerhalb der eigenen Geschichte, wie z.B. das Mitterlalter oder – wie in den grossen Werken der Kunst und Literatur – einem schöpferischen Gesit entstammen, dessen Eigenart es zu erkennen gilt. Stets ist davon auszugehen, dass die Forschungsobjekte unserem Verständnis zunächst fremd, d.h. nicht unmittelbar zugänglich sind und sich erst methodisch reflektierter Analyse und Interpretation erschliessen – aber auch das nie ohne Rest.
In der geplanten Sommerakademie soll an Beispielen gezeigt und diskutiert werden, wie diese Aneignung von Fremdem in verschiedenen Disziplinen geschieht. Besondere Aufmerksamkeit soll darauf gerichtet werden, welche Rolle dabei Ganzheitskonzepten – Kultur-, Epochen-, Stilsynthesen als Vorbegriffen und Ergebnissen auf unterschiedlichen Ebenen zukommt und wie sich Diversität unt Alterität der jeweiligen Gegenstände dazu verhalten. Von da aus soll auch eine Brücke geschlagen werden zur Diskussion “holistischer Naturkonzepte”, die das Thema der gleichzeitig und am gleichen Ort stattfindenden naturwissenschaftlichen Akadamie Maienfeld II, Arbeitsgruppe Wolters, sein werden.
Sprache:
Deutsch und passive Französischkenntnisse
Leitung:
Prof. Dr. Lucie Bolens, Histoire médiéval, Université de Genève
Prof. Dr. K. Pestalozzi, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Universität Basel
Prof. Dr. M. Schuster, Ethnologie, Universität Basel
Teilnahme:
Studierende aller Disziplinen der Geistes- und Kulturwissenschaften, in der Regal ab dem 6. Semester. Passive Kenntnis der französischen Sprache ist notwendig.
Von den einzelnen Teilnehmenden wird neben kontinuierlicher aktiver Mitwirkung ein substantieller Text (Seminar-Referat) zu einem Gegenstand ihres Faches in der Sicht des Themas dieser Akademie erwartet. Alle Teilnehmenden sind gehalten, ihre Beiträge so zu formulieren, dass Kollegen, die aus anderen Fächern kommen, folgen können. Schweizerischem Brauch gemässe wird in der eigenen Muttersprache gesprochen und geschrieben.
Literatur:
Zu Einführung und Überblick (in alphabetischer Reihenfolge:
* Fögens, Marie Theres, Fremde der Gesellschaft. Historische und sozialwissenschaftliche Untersuchungen zur Differnzierung von Normalität und Fremdheit. Frankfurt 1991
* Gadamer, H.-G., Wahrheit und Methode. Tübingen 1975 (1960)
* Gadamer, H.-G. und Boehm, G. (eds.), Seminar: Philosophische Hermeneutik. stw 144, Frankfurt 1976
* Koselleck, R., Historia Magistra Vitae. In: R. K., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten. S. 38-66, Frankfurt 1979
* Ohle, K., Das Ich und das Andere. Grundzüge einer Soziologie des Fremden. Stuttgart 1978
* Ritter, J. (ed), Aritkel von “Das ganz Andere” bis “Ganzqualitäten”, Historisches Wörterbuch der Philosophie, Band 3 (G-H), S. 4-24, Darmstadt 1974
* Schäffter, O. (ed), Das Fremde. Erahrungsmöglichkeiten zwischen Faszination und Bedrohung. Opladen 1991
* Yoshinori Shichiji (ed), Erfahrene und imaginierte Fremde. Internatl. Germanisten-Kongress Tokio 1990, Bd. 9, Münschen 1991
* Waldenfels, B., Der Stachel des Fremden. stw 868, Frankfurt 1990