Inter- und Transdisziplinarität sind mehr als nur Modeworte; sie sind viel mehr Methode und Haltung. Diese Art zu Forschen soll Freiräume bieten, um die Spezialisierungen aufzubrechen und den Dialog mit anderen Wissensgebieten aufzubauen. Dies bedingt eine hohe Kompetenz in der eigenen Disziplin und bedeutet gerade nicht, ein bisschen Spezialist im anderen Fach zu werden. Es geht darum Offenheit zu zeigen und neue Fragen an die andere Disziplin zu richten. Nur auf diese Weise ist es möglich zu Hypothesen zu kommen, welche die jeweilig andere Disziplin aus sich selbst heraus nicht entwickeln kann, da ihren Vertretern die nötige Distanz zum eigenen Gedankengebäude fehlt.
Das Collegium Helveticum ist ein Versuch der ETH Zürich und der Universität Zürich die Transdisziplinarität tatsächlich zu leben. Fünf Professoren aus verschiedenen Disziplinen sowie ein Künstler finden sich während fünf Jahren zusammen und forschen gemeinsam zu einem Themenfeld – momentan „Reproduzierbarkeit, Vorhersage, Relevanz“. Die Sommerakademie nimmt die Vorgehensweise des Collegium Helveticums als Grundlage um Inter- und Transdiszplinarität in einem Modellversuch zu erkunden. In Kleingruppen werden die Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen Themen suchen, die sich für diese Art der Forschung eignen. Miteinander wird untersucht, welche neuen Forschungsfragen bei einem Dialog über die Grenzen der Fachgebiete hinweg entstehen können.
Es geht darum die Begrifflichkeiten der Inter- und Transdiszplinarität sowohl theoretisch zu analysieren wie auch praktisch anzuwenden. Hierbei soll reflektiert werden, wie die verschiedenen Disziplinen zueinander stehen. Wie ist eine Verständigung zwischen verschiedenen Fachgebieten möglich, wenn dieselben Begriffe unterschiedlich definiert und verwendet werden oder wenn verschiedene Sprachen und Kulturen aufeinander treffen? Wie lassen sich diese Übersetzungs- und Verständigungsprobleme gewinnbringend nutzen? Wo sind die Grenzen der Transdiszplinarität? Explizit soll auch die Frage gestellt werden, welche Rolle die Künste in einem solchen Dialog haben. Können die Künste eine vermittelnde Rolle einnehmen oder schaffen die Künste sogar eine eigene Form von Wissen?
Leitung: Prof. Dr. Folkers, Pharmazeutische Chemie, ETH Zürich, Leiter des Collegium Helveticum http://www.collegium.ethz.ch/
Referenten: Prof. Dr. Johannes Fehr, Linguist, ETH Zürich, stv. Leiter des Collegium Helveticum, Prof. Dr. Sabine Maasen, Wissenschaftssoziologin, Leiterin des Programms für Wissenschaftsforschung, Universität Basel, Prof. Dr. August Schubiger, Radiochemiker, Fellow am Collegium Helveticum, Florian Dombois, Leiter des Forschungsschwerpunktes Transdisziplinarität, Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK)
Teilnehmer/innen: Studierende aller Fachrichtungen; eine interdisziplinäre Zusammenstellung der Gruppe ist Voraussetzung für diese Akademie, Kunstschaffende sind explizit erwünscht
Literatur: Ein Reader wird vor der Sommerakademie zugänglich gemacht.