Wie verstecke ich meine Herkunft beim Sprechen?
Die forensiche Sprecheridentifizierung erlaubt, von der Sprache auf die Identität eines Sprechers zu schliessen. Die Schweiz ist berühmt für ihre Vielfalt an Akzenten und Dialekten. In einem Seminar mit Linguisten aus Deutschschweiz und Romandie lernen wir fremde Sprechmerkmale erkennen und eignen uns neue Identitäten an.
Der „Accent fédéral“ des Komikers Emil war in der Romandie sprichwörtlich, genauso wie das Schweizerfranzösisch in Frankreich Anlass zu Belustigung gibt. Ein allzu nordisches Deutsch ist für die politische Karriere nicht förderlich und viele Dialekte sind mit Boni und mit Mali behaftet. Schweizerdeutsch geniesst in den Medien übergrosse Beachtung, nicht nur wenn es in der Deutschschweiz um Schulpolitik oder Heimat geht, sondern auch in der Romandie und im Tessin, wo die holprige Kommunikation zwischen Schweizern Anlass zur Klage gibt. Romands haben es nicht allein schwierig im Umgang mit Dialekten – Deutschschweizer wissen kaum etwas über die Vielfalt der Akzente in der Romandie und kämpfen mit dem Charme ihres „Accent fédéral“.
Im Rahmen eines mehrsprachigen Univers Suisse-Workshops bietet Ihnen die Studienstiftung eine Einführung in Phonetik, Sprechererkennung sowie aktuelle informatische Instrumente der phonetischen und dialektologischen Forschung wie etwa das „Dialekt Äpp“. Nebenbei lernen Sie französische Akzente und schweizerdeutsche Dialekte kennen und arbeiten an Ihrer eigenen linguistischen und interkulturellen Kompetenz, indem Sie Ihren sprachlichen Fingerabdruck in Zeiten fortschreitender informatischer Überwachung diversifizieren. Welches Potenzial die phonetische Forschung und informatische Mittel nicht nur für die Forensik, sondern für den Austausch, die Verständigung und Vielfalt in der Gesellschaft bergen, das soll Gegenstand einer abschliessenden Diskussion sein. Geleitet wird das Seminar von ausgewiesenen Phonetikern der Universitäten Genf, Cambridge, Neuenburg und Zürich.
Dozierende:
– Dr. Adrian Leemann, Universitäten Zürich und Cambridge/UK
– MA Marie-José Kolly, Universität Zürich
– Dr. Sandra Schwab, Université de Genève
– Dr. Mathieu Avanzi, Université de Neuchâtel
Teilnehmer/innen: ca. 20 Studierende aller Fächer
Vorbereitung: Begutachtung zugestellter Unterlagen (Dossier, Apps)
Ort: Universität Neuenburg
Anmeldeschluss: Sonntag, 21. September 2014