Eigentlich ist es schon ein bisschen ironisch, dass man im Inland bleibt, um sich mit dem Thema Globalisierung zu beschäftigen. Wenn ich aber auf das Erlebte zurückblicke, so waren wir doch recht global unterwegs. Kulinarisch haben wir fast jeden Kontinent gestreift, aber auch thematisch schaute bei der Akademie jeder über seinen (fachlichen) Tellerrand und über die Schweizer Landesgrenzen hinaus. Für mich als Lebensmittelwissenschaftlerin hatte die Akademie eine grosse Relevanz, denn die weltweite Vernetzung meines zukünftigen Berufsfelds macht die Nahrungsmittelindustrie zum Sinnbild einer globalisierten Welt. Aus der Akademie kehrte ich jedenfalls mit der Erkenntnis zurück, dass meine Definition von Globalisierung nur ein Bruchteil des Ganzen war. Das «Ganze» setzt sich nicht nur aus wirtschaftlichen Aspekten zusammen, sondern auch aus ethischen, sprachlichen, logistischen etc. Auf der Suche nach einer holistischen Definition gelangt man schnell zu dem Punkt, wo man aus der Perspektive von sämtlichen wissenschaftlichen (nicht nur naturwissenschaftlichen) Fachgebieten her die Globalisierung beleuchten und erklären kann. Der Rahmen, der uns zur Orientierung dient, bildet das Recht. Genau Sommerakademie – Tableau de la Suisse 2017 « Globalisation – Globalisierung » Reisebericht
jenes Recht, das von Land zu Land unterschiedlich ist und zudem eng mit der Sprache verknüpft. Wie man mit den resultierenden sprachlichen Barrieren umgehen kann, haben wir am Beispiel der Schweiz betrachtet. Die eidgenössischen Gesetzestexte gibt es nämlich in drei Landessprachen, wobei keine Fassung Vorrang vor einer anderen beanspruchen kann. Doch kann es vorkommen, dass im Italienischen ein Wort eine leicht andere Bedeutung hat als im Französischen und im Deutschen… Wie soll man damit umgehen? Fragen Sie einen Juristen, die Antwort lohnt sich.
Ganz im Gegensatz dazu wurde die Sprache unter den Teilnehmenden überhaupt nicht als schwer zu überwindende Barriere empfunden. Vielmehr wurde die multilinguale Kultur der Schweiz mit Freude gepflegt. Als viersprachiges Land könnte die Schweiz durchaus als ein Modell der vielsprachigen Welt im Kleinen dienen – würde man meinen. Doch ist die Sprache der Globalisierung in der Regel Englisch. Die Globalisierung rückt zwar eine Vielfalt unterschiedlichster Länder und Kulturen näher zusammen, die globale Kommunikation erfolgt aber in der Regel in einer einzigen Sprache. Wie soll man damit umgehen? Fragen Sie einen beliebigen Akademieteilnehmer. Sie werden keine zwei gleichen Antworten erhalten. Aber die Antworten lohnen sich.
Monika Wehrli, Juli 2017
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