Ein Rückblick von Studienstiflterin Franca Fellmann und Studienstiftler Maurizio Cortada
Am 6. Oktober 2017 fand die von der Schweizerischen Studienstiftung organisierte Podiumsdiskussion „Life-balance: Kinder und Karriere – beides für beide!“ an der Universität Basel statt. Vorausgehend bot die Studienstiftung intern einen Workshop zum Thema an, geleitet vom Basler Geschlechterforscher Markus Theunert.
Die überraschendste Botschaft des Workshops war das „Zuschnappen der Traditionsfalle“, die Theunert den rund 40 Geförderten und Alumni der Schweizerischen Studienstiftung vorstellte: Ab einem Alter von ca. 25-30 Jahren beginnt sich Erwerbstätigkeit zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden. So sind es die Frauen, welche ab der Geburt des ersten Kindes künftig weniger arbeiten. Klärt ein Paar vor der Geburt nicht, wer zu wie viel Prozent und zu welcher Zeit das Kind betreut, ergibt sich nach der Geburt oftmals automatisch die „Traditionssituation“: Die Mutter kehrt dann nicht mehr oder nur tiefprozentig in die Arbeitswelt zurück, sodass ihr Lohn tiefer ausfällt als jener des Kindsvaters – der auch nach der Geburt seinem Status Quo nachgeht.
Äusserst lehrreich war auch Theunerts Darlegung, dass es für die gleichwertige Verteilung von Erwerbstätigkeit und Hausarbeit nicht ausreicht, wenn Frauen dazu bestärkt werden, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, sondern es müssen zusätzlich auch die Männer dazu ermutigt werden, im Beruf zurückzustecken und mehr Hausarbeit zu übernehmen. Diese Option wird jedoch zurzeit politisch nicht gefördert, weswegen wir weiter im Status Quo verharren. Theunert schlägt einen 20-tägigen und mindestens 80% bezahlten Vaterschaftsurlaub vor, der nach einer gewissen Zeit verfällt. Ein eben beschriebener Vaterschaftsurlaub habe sich in anderen Ländern bisher als wirksam erwiesen. Die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs sowie das frühzeitige Abklären der zukünftigen Familiensituation vor der Geburt des Kindes sieht Theunert als Möglichkeit, um ein Zuschnappen der „Traditionsfalle“ zu verhindern.
An der Podiumsdiskussion nahmen die Rektorin der Universität Basel, Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Andrea Schenker-Wicki, Nicole Althaus, Chefredakteurin Magazine der NZZ und Gründerin des „Mama Blogs“, Grüne-Nationalrat Jonas Fricker, Frau Prof. Dr. Anita Riecher-Rössler, Chefärztin und Professorin für Psychiatrie sowie Markus Theunert, Leiter des Schweizerischen Instituts für Männer- und Geschlechterfragen, teil. Eingeführt wurde die Diskussion durch ein Inputreferat von Susanne Mölbert, Unternehmerin und Alumna der Schweizerischen Studienstiftung.
Anlässlich der Podiumsdiskussion wurden schöne Möglichkeiten aufgezeigt, Kinder und Karriere zu managen – alle Beteiligten haben dies auf ihre individuelle Weise organisiert, die eine richtige Art gibt es nicht. Das Wichtigste schien, genügend „Quality-time“ mit der Familie einzuplanen, sodass in der – etwaig durch die Arbeit begrenzten – Familienzeit nicht noch zusätzlich viel Hausarbeit verrichtet werden muss. Diese Aufgaben können an externe Personen abgegeben werden, um sich selbst den Alltag zu erleichtern.
Zusammenfassend bleibt das Vereinen von Kindern und Karriere in der Schweiz ein Balanceakt, weswegen wir uns weiter für einen Fortschritt auf politischer Ebene einsetzen sollten. Im Einzelfall hilft ein organisatorischer Aufwand, um die Betreuung auf Mutter, Vater und externe Personen aufzuteilen. Denn, wie es Susanne Mölbert in ihrer Einleitung sagte: „It needs a village to raise a child”.