Was versteht man unter Erinnerungskultur und warum ist das Wachhalten der Erinnerung an Vergangenes wichtig? Was sind die gesellschaftlichen Aufgaben eines Jüdischen Museums und wie gestaltet man Ausstellungen zu jüdischer Geschichte und Gegenwart? Ergeben sich bei Themen, die eng mit Religion zu tun haben, besondere Schwierigkeiten? Im Rahmen einer Tagesveranstaltung werden wir das Jüdische Museum Hohenems (A) gemeinsam mit seinem Direktor, dem Literatur- und Filmwissenschaftler Dr. Hanno Loewy, erkunden und mit ihm über die Herausforderungen heutiger Museumsarbeit diskutieren.
Über 300 Jahre lang existierte in Hohenems, gelegen unmittelbar an der Schweizer Grenze im Vorarlberger Rheintal, eine jüdische Gemeinde, von der besonders im 19. Jahrhundert weitreichende wirtschaftliche und geistige Impulse ausgingen. Aufgrund internationaler Handels- und Familienbeziehungen waren die Hohenemser Juden früh mit urbanen Zentren vernetzt und am liberalen Judentum orientiert. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Hohenems, deren Ende durch die regionale NS-Geschichte, Antisemitismus, Vertreibung und Deportation markiert wird, ist somit keineswegs nur eine lokale, sondern eine globale und in mehrerlei Hinsicht untrennbar mit derjenigen der Schweiz verknüpft. So kommuniziert das Museum weltweit eng mit Nachkommen in aller Welt.
Das 1991 eröffnete Jüdische Museum Hohenems, das sich im ehemaligen jüdischen Viertel befindet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, an die lokale jüdische Gemeinde mit ihren vielfältigen Beiträgen zur Entwicklung Vorarlbergs und des Alpenraums zu erinnern. Darüber hinaus beschäftigt sich das Museum jedoch auch mit jüdischer Gegenwart in Europa, Israel und der Diaspora, mit Fragen des Zusammenlebens und der Migration und besitzt durch seine Tätigkeit und Sonderausstellungen internationale Ausstrahlung.
In der Tagesveranstaltung mit Museumsdirektor Hanno Loewy, der sich als Wissenschaftler und Ausstellungskurator intensiv mit Fragen internationalen Judentums und zeitgenössischer Erinnerungskultur auseinandersetzt, werden wir die Dauer- und aktuelle Sonderausstellung des Museums sowie das jüdische Viertel besichtigen und ein Kurzseminar abhalten. Im Gespräch mit ihm werden wir einerseits inhaltliche Aspekte vertiefen, andererseits über die Herausforderungen seiner Museumsarbeit im Spannungsfeld zwischen lokaler Erinnerung und der Auseinandersetzung mit aktuellen, politischen Themen des heutigen Judentums und der Entwicklung Europas diskutieren können.
Leitung: Dr. Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Literatur- und Filmwissenschaftler, Publizist und Ausstellungskurator
Konzept: Caroline Schärli und Hanno Loewy
Koordination: Caroline Schärli
Administration: Samira Landolt
Datum: Freitag, 27. April 2018
Ort: Jüdisches Museum Hohenems, Villa Heimann-Rosenthal, Schweizer Str. 5, A-6845 Hohenems
Zeit: 10:00–18:00 (Treffpunkt und Ende der Veranstaltung am Bahnhof Heerbrugg; An- und Abreise individuell), inkl. Mittagessen
Mitnehmen: Identitätskarte/Reisepass
Programm: Führung durch die Dauerausstellung des Jüdischen Museums, Rundgang durch das ehemalige jüdische Viertel von Hohenems, gemeinsames Mittagessen, Besichtigung der aktuellen Sonderausstellung «Sag Schibbolet! Von sichtbaren und unsichtbaren Grenzen», Kurzseminar
Sprache: Deutsch
Teilnehmerzahl: max. 20 Personen
Link: www.jm-hohenems.at
Vorbereitende Lektüre: →PDF