Samstag, 1. September, 2018 (Anreisetag) bis Samstag, 8. September, 2018 (Abreisetag)
Ausgangspunkt der Sommerakademie ist der Begriff der ‚technischen Reproduzierbarkeit‘, den Walter Benjamin mit seinem Essay ›Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit‹ (dt. 1936) geprägt hat. Nach Benjamin geht mit der ‚technischen Reproduzierbarkeit‘ das ‚Hier und Jetzt des Originals’, dessen ‚Aura’, verloren. Dialektische Kehrseite dieses Verlusts aber ist die ‚massenweise Vervielfältigung’ des Originals, die es ermöglicht, ‚das Reproduzierte zu aktualisieren‘ und auf diese Weise den Bedürfnissen der ‚Aufnehmenden (d.h. der Rezipienten) in ihrer jeweiligen Situation entgegenzukommen’. Aufgrund des Medienwandels, der sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat, ist Benjamins Ansatz mit seinen medientheoretischen Implikationen von ungebrochener Aktualität und wird insbesondere in Zusammenhang mit dem Status von ‚Original‘ und ‚Kopie‘ diskutiert.
Angesichts der Tatsache, dass die gegenwärtigen digitalen Techniken eine multiple und potenziell endlose Reihe von ‚Reproduktionen‘ ermöglichen, sind die Funktionen von ‚Original‘ und ‚Kopie‘ grundsätzlich zu problematisieren. Inwiefern sind beide Konzepte im Rahmen einer seriellen Reproduzierbarkeit noch voneinander abgrenzbar? Inwiefern ist das Verhältnis von ‚Original‘ und ‚Kopie‘ linear fassbar, inwiefern unterliegt es nichtlinearen, etwa netzwerkartigen Strukturen? Inwiefern vermag die ‚Kopie‘ auf die Einschätzung dessen, was als ‚Original‘ zu gelten hat, zurückzuwirken? Lässt sich aus solchen Überlegungen eine Neubestimmung der Konzepte von ‚Original‘ und ‚Kopie‘ vornehmen? Diese Fragen lassen sich nur in transdisziplinärer Perspektive diskutieren, weshalb wir in unsere Diskussionen auch Modellbildungen in den Naturwissenschaften, etwa Kopierprozesse der Genome in der Molekularbiologie, aber auch juristische Aspekte einbeziehen werden. Die Fragstellungen sollen anhand der Lektüre einschlägiger theoretischer Texte und Referaten aus ganz verschiedenen Fachperspektiven verfolgt werden.
Arbeitssprachen: Deutsch und Englisch
Leitung: Prof. Dr. Gabriele Rippl, Literaturwissenschaft, Universität Bern und Prof. Dr. Michael Stolz, digital humanities/Mediävistik, Universität Bern
Dozierende:
Prof. Dr. Anselm Gerhard, Musikwissenschaft, Universität Bern
Prof. Dr. Christine Göttler, Kunstwissenschaft (Frühe Neuzeit), Universität Bern
Prof. Dr. Chris Howe, Biochemie/Molekularbiologie, University of Cambridge
Prof. Dr. Cyrill Rigamonti, Rechtswissenschaft/Urheberrecht, Universität Bern
Prof. Dr. Peter Schneemann, Kunstwissenschaft (Gegenwart), Universität Bern
Teilnehmende: Studierende der Literatur- und Kulturwissenschaften, Kunstwissenschaft, Rechtswissenschaft, Natur- und Lebenswissenschaften, sowie Interessierte aus allen anderen Studienrichtungen. Sowohl Geförderte der Schweizerischen Studienstiftung als auch weitere Studierende der Schweizer Hoch- und Fachhochschulen sind eingeladen, an den Sommerakademien teilzunehmen. Letztere werden gebeten, ihre Bewerbung bestehend aus einem Motivationsschreiben, einem Kurz-CV sowie der Angabe einer Referenzperson an info@studienstiftung.ch zu schicken.
Reader: Ein Reader wird rechtzeitig vor Akademiebeginn verteilt.
Veranstaltungsort: Centro Evangelico, Magliaso (TI)
Koordination: Dr. Sarah Beyeler
Administration: Nathalie Ellington
Allgemeine Informationen: → PDF
Die Sommerakademien in Magliaso werden durch reatch redaktionell begleitet. Redakteurinnen und Redaktoren sind Geförderten, die sich in den verschiedenen Arbeitsgruppen engagieren. Ziel der Kooperation mit reatch ist es, einen besseren Austausch der Akademien zu erreichen und einen nachhaltigen Mehrwert für Teilnehmer und Öffentlichkeit zu schaffen. Ein Journal in Form eines internen Blogs bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich über die anderen Akademien zu informieren und Gedanken, Ideen und Diskussionen zu teilen. Nach Abschluss der Akademien ist geplant, die Inhalte der Akademien in Form von publizierbaren Beiträgen (Berichten, Blog-Einträge etc.) festzuhalten und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Diese Sommerakademie wird mit der Unterstützung der Werner Siemens-Stiftung angeboten.