SCHWEIZERISCHE STUDIENSTIFTUNG: SOMMERAKADEMIE
Magliaso (TI)
„Utopia – Dystopia in Vergangenheit und Gegenwart“
Samstag, 28. August (Anreisetag) bis Samstag, 4. September 2021 (Abreisetag)
In Zeiten der Krisen und Unsicherheit bieten Utopien eine Flucht in bessere Welten an, Dystopien steigern Angst und Verlustgefühle. In politischen Systemen, in denen Gruppen sich in ihren Welten verschanzen und nur das kultivieren, was ihnen nützlich erscheint, unbequeme Wahrheiten aber als fake news diskriminieren, scheinen die klassischen Utopien (Thomas Morus, Tommaso Campanella) als Wunschdenken weltfremder Erlösungsphantasien unglaubwürdig geworden zu sein.
Dystopien steigern eine scheinbar ausweglose Wirklichkeit zu Horrorszenarien, in denen ökologische Katastrophen, unbeherrschbare Viren und totalitäre Systeme das Überleben des Einzelnen gefährden.
Ist utopische/dystopische Literatur ein Korrektiv der Wirklichkeit und Raum für das Austarieren möglicher Handlungsfolgen, suggeriert sie Erlösung oder wirken ihre Prophetien abschreckend?
Die Sommerakademie bringt Studierende der Geisteswissenschaften und der technisch-naturwissenschaftlichen sowie sozialwissenschaftlichen Fächern miteinander ins Gespräch. Wir erkunden an historischen und zeitgenössischen Beispielen, was literarische Utopien und Dystopien als Zerrbilder auseinander driftender Gesellschaften und als Spiegelbilder sozialer Ordnungen leisten. Wie hat sich die Gattung der Utopie seit ihrem gleichnamigen Prototyp von Thomas Morus verändert? Wieso haben Dystopien gegenwärtig Konjunktur? Welche neuen Darstellungsmittel eignen sich für Horrorszenarien und Visionen des Transhumanen?
Jeder/jede TeilnehmerIn wähle sich aus unserer Leseliste einen Text aus einem vergangenen Jahrhundert und einen zweiten aus dem 20. oder 21. Jahrhundert aus und erforscht, wie die literarische Machart der Texte zu ihrer Funktion beiträgt und welche sozio-politischen Zustände und wissenschaftlich-technischen Neuerungen darin auf dem Prüfstand stehen.
Arbeitssprachen: Deutsch/Englisch
Leitung:
Prof. em. Dr. Barbara Mahlmann-Bauer, Germanistik, Universität Bern
Prof. Dr. Gabriele Rippl, Anglistik/Amerikanistik, Universität Bern
Weitere Dozierende:
- Dr. Aleida Assmann, Kulturwissenschaft, Universität Konstanz (angefragt)
- Dr. Gabriele Hooffacker, Prof. für angewandte Medien, FHS Leipzig, Studium Germanistik, Geschichte, Wirtschaftswissenschaften an der LMU (angefragt)
- Dr. Claus Beisbart, Wissenschaftsphilosophie, Universität Bern (Zusage)
- Dr. Franziska Schutzbach, Gender Studies, Universität Basel (angefragt)
Teilnehmende: Studierende aus allen Fächern
Reader: Ein elektronischer Reader sowie eine Liste mit anschaffenswerten Texten wird zur Verfügung gestellt.
Einführende Literatur:
- Hans-Edwin Friedrich, „Utopie“, in: Harald Fricke, Klaus Grubmüller, Jan-Dirk Müller u.a. (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. 3. Berlin/ New York 2003, S. 739-743.
- Ulrich Dierse: „Utopie“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie 11 (2001), S. 510-526.
- „Utopia“, in: The Penguin Dictionary of Literary Terms and Literary Theory, ed. by J.A. Cuddon. London 1998, S. 957-959.
- Fatima Vieira, „The Concept of Utopia“, in: Gregory Claeys, ed., The Cambridge Companion to Utopian Literature, Cambridge: Cambridge University Press, 2010. S. 3-27.
Veranstaltungsort: Magliaso (TI)
Koordination: Dr. Lydia Tchambaz
Administration: Michelle Hug
Allgemeine Informationen: → PDF