„Wildnis ist nicht, Wildnis wird geschaffen, sie ist kein natürlicher Zustand, sondern ein historischer Prozess.“—Patrick Kupper, Wildnis schaffen, 2012.
Die Schweiz hat nur einen einzigen Nationalpark. Dafür ist der 1914 gegründete Park allerdings der älteste Nationalpark Mitteleuropas. Im Gegensatz zu den damals schon weit bekannten und ursprünglich als Tourismusmagneten gedachten US-amerikanischen Nationalpärken ist der Schweizerische Nationalpark dem Totalschutz der Natur verbunden. Das Hauptziel ist also die Rückkehr zur einer „Urnatur“ und damit die Fernhaltung jedes menschlichen Einflusses. Diese Rückkehr ist ein langwieriger Prozess, der seit Gründung des Parks wissenschaftlich dokumentiert wird.
Die Rückkehr zur Urnatur steht im Fokus dieser Veranstaltung. Durch drei Wanderungen werden wir uns ein Bild davon machen, inwieweit diese gelingen kann und soll. Begleitet werden wir dabei von Thomas Scheurer, dem ehemaligen Leiter der Forschungskommission des Nationalparks.
Nach einem kurzen Besuch des Nationalparkzentrums in Zernez lernen wir auf einer ersten Wanderung durch das Spöltal den Einfluss der Staumauer Punt dal Gall auf die Ökologie des Parks kennen und diskutieren wie sich die Nutzung der Wasserkraft mit Naturschutz vereinbaren lässt.
Die zweite Wanderung führt uns durch verschiedene Landschaftsstufen vom Ofenpass auf den Munt la Schera. Der Einfluss des Menschen steht dabei wieder im Vordergrund: diesmal nicht wegen der Staumauer, sondern wegen historischem Bergbau und der Alpwirtschaft. Lawinengänge und Brandflächen zeigen uns, dass eine Urnatur auch zerstörerisch sein kann, und werfen die Frage auf, ob ein bewahrender menschlicher Einfluss im Nationalpark gestattet sein sollte. Zu Beginn der Wanderung beleuchten wir das Spannungsfeld Natur-Kultur ausserdem durch einen Blick in die Val Müstair mit ihrem berühmten Karolingerkloster und Biospärenreservat.
Die dritte Wanderung unternehmen wir mit der Ressortleitern „Forschung und Monitoring“, Sonja Wipf, über die Fuorcla Val dal Botsch durch das feuchte und üppige Val Plavna (nicht Teil des Parks) in das trockene Val Mingèr. Dabei werden wir u.a. den lokalen Wasserhaushalt und die Grenzen des Parks diskutieren.
Als Ergänzung zu den drei Wanderungen empfängt uns ausserdem der Parkdirektor, Ruedi Haller, um politische und finanzielle Fragen zur Institution Nationalpark zu besprechen. Hierbei interessiert uns z.B. warum es in der Schweiz nur einen Nationalpark, aber 19 Pärke von nationaler Bedeutung gibt.
Zeit & Ort: Beginn am Samstag um 11:00 in Zernez, Ende am Montag um 16:00 in Scuol, Val Mingèr
Arbeitssprache: vorwiegend Deutsch, Français, Italien
Leitung: Dirk Lauinger, Alessandro Rati (beide Geförderte der Studienstiftung)
Koordination: Stefano Aloise
Administration: Nathalie Ellington
Anzahl TN: 21
Zielpublikum: Studierende aller Studienrichtungen
Vorbereitungsarbeiten / Unterlagen: Wildnis schaffen, P. Kupper, Haupt Verlag, 2012; Wissen schaffen, B. Baur und T. Scheurer (Red.), Haupt Verlag, 2014; Atlas des Schweizerischen Nationalparks, H. Haller, A. Eisenhut und R. Haller (Hrsg.), Haupt Verlag, 2013. Textauszüge folgen.
Hinweise: Wir werden an allen drei Tagen wandern. Die längste Wanderung ist am Montag mit 5:15 Stunden Marschzeit und knapp 1000m Höhenunterschied. Wir werden unser Gepäck dabei selbst tragen. Es empfiehlt sich also nur das Nötigste mitzunehmen. Übernachten werden wir im Hotel Süsom Givè auf dem Ofenpass. Die Wanderungen in dieser Ausschreibung sind mit ihrer jeweiligen Beschreibung auf „SchweizMobil“ vernetzt.
Zugverbindungen für die Anreise: von Lausanne aus Abfahrt um 6:20 mit dem IC1, von Basel aus Abfahrt um 7:11 mit dem IR36, von Zürich aus Abfahrt um 8:38 mit dem IC3